Das Erfolgsprinzip Google hat ein einfaches Prinzip: Nutzer stellen eine Suchanfrage, erhalten eine Liste mit Links und können sich dann durch verschiedene Websites klicken. Ein revolutionäres Model, als das Internet noch überschaubar war. Dieses Model stößt nun an seine Grenzen.
Mit der Nutzung von KI-Systemen ändert sich das Suchverhalten komplett: Nutzer erhalten keine Liste von Links mehr, sondern direkte, zusammenhängende und direkt nutzbare Antworten auf ihre Fragen. Komplexe Sachverhalte werden erklärt, unterschiedliche Perspektiven aufgezeigt und auf Nachfragen wird eingegangen. Das hat einen Wandel im Nutzerverhalten zur Folge, eine ganze Generation wächst schon mit KI-Assistenten auf. Das Stellen einer konkreten Frage ist viel natürlicher, als sich durch Suchergebnisse zu navigieren.
KI kann komplexe Themen strukturieren, auf spezifischen Kontext reagieren und direkte Hilfe bieten, von der Texterstellung bis zu Problemlösung. Immer mehr Menschen nutzen KI-Tools für Aufgaben, zu deren Lösung sie früher Google nutzten. Dieser Wandel wird besonders bei der jüngeren Zielgruppe deutlich. Studien belegen, dass die GenZ zunehmend Social Media zur Informationssuche nutzt und nun eben auch KI-Assistenten.
Wie reagiert Google?
Natürlich ist sich das Unternehmen der Bedrohung bewusst und hat mit der Integration von KI-Features reagiert. Zu aggressive Veränderungen könnten aber das lukrative Werbegeschäft kannibalisieren; gleichzeitig könnten zu zaghafte Schritte den Anschluss bzgl. KI kosten. Ein klassisches „Innovator´s Dilemma“. Die Zwickmühle ist deutlich: Wenn die KI mit konkreten Suchergebnissen antwortet, müssen die Nutzer seltener auf Links klicken – das wiederum schmälert die Werbeeinnahmen. Gleichzeitig sind die KI-generierten Antworten oft noch nicht zuverlässig genug, um Googles Qualitätsstandards zu erfüllen.
Das Google-Geschäftsmodel sieht vor, dass Nutzer auf Werbeanzeigen klicken und Websites besuchen. Das verändern KI-Assistenten. Die Werbeeinnahmen von Google werden ebenso bedroht wie das gesamte Ökosystem von Websites, da diese auf den Traffic von Suchmaschinen angewiesen sind. Die Klickzahlen sinken, weniger Traffic bedeutet weniger Werbeeinnahmen für Content-Ersteller und das kann die Qualität der Inhalte negativ beeinflussen.
Die Veränderung in der Informationsbeschaffung ist bereits in vollem Gange, auch wenn sie noch nicht überall sichtbar ist. Statt einer Suchmaschine werden persönliche KI-Assistent zur ersten Anlaufstelle für Fragen aller Art.
Die Grenze zwischen Suche, Beratung und Assistenz könnte verschwimmen, da KI-Assistenten sich immer mehr in den Alltag integrieren. Zudem baut OpenAI gerade ChatGPT zur kompletten Plattform aus – inkl. eigenem Browser, Shopping, etc. Für die Nutzer bedeutet diese Entwicklung eine Zeit mit besseren und direkteren Antworten auf ihre Fragen; für Google ist es die größte Herausforderung der Firmengeschichte. Es ist noch nicht absehbar, ob der Konzern diese Transformation erfolgreich meistert oder ob das kommende Internet-Zeitalter von neuen Playern geprägt wird.
Sicher ist nur, dass sich das Zeitalter dem Ende zu neigt, in dem Google das unbestrittene Tor ins Internet war.
In unserem nächsten Newsletter stellen wir Ihnen vor, wie sich in diesem Zusammenhang eine neue Marketing-Disziplin entwickelt, für die neue Namen entstehen: AEO (Answer Engine Optimization) oder GEO (Generative Engine Optimization) – es bleibt also spannend!